BGH - Urteil vom 27.09.2017
XII ZR 114/16
Normen:
BGB § 242; BGB § 542 Abs. 1; BGB § 550 S. 1; BGB § 578 Abs. 1;
Fundstellen:
BB 2017, 2761
BGHZ 216, 68
JZ 2017, 770
JZ 2018, 789
MDR 2017, 1351
MietRB 2017, 341
MietRB 2017, 342
NJW 2017, 3772
NZBau 2018, 218
NZM 2018, 38
WM 2018, 2340
ZIP 2017, 87
ZIP 2018, 328
ZMR 2018, 30
Vorinstanzen:
LG Mannheim, vom 18.05.2015 - Vorinstanzaktenzeichen 5 O 209/14
OLG Karlsruhe, vom 26.10.2016 - Vorinstanzaktenzeichen 6 U 97/15

Ordentliche Kündigung eines Mietvertrags unter Berufung auf einen Schriftformmangel (hier: Unzulässigkeit einer Schriftformklausel im Mietvertrag); Treuwidrigkeit der Kündigung bei Berufung auf die schriftformwidrige Änderung einer Wertsicherungsklausel; Gedankliche Verklammerung zwischen ursprünglichem Vertrag und Nachtrag; Mitwirkungspflicht der Vertragsparteien am Zustandekommen eines der Schriftform entsprechenden Mietvertrages

BGH, Urteil vom 27.09.2017 - Aktenzeichen XII ZR 114/16

DRsp Nr. 2017/15815

Ordentliche Kündigung eines Mietvertrags unter Berufung auf einen Schriftformmangel (hier: Unzulässigkeit einer Schriftformklausel im Mietvertrag); Treuwidrigkeit der Kündigung bei Berufung auf die schriftformwidrige Änderung einer Wertsicherungsklausel; Gedankliche Verklammerung zwischen ursprünglichem Vertrag und Nachtrag; Mitwirkungspflicht der Vertragsparteien am Zustandekommen eines der Schriftform entsprechenden Mietvertrages

a) Sogenannte Schriftformheilungsklauseln sind mit der nicht abdingbaren Vorschrift des § 550 BGB unvereinbar und daher unwirksam. Sie können deshalb für sich genommen eine Vertragspartei nicht daran hindern, einen Mietvertrag unter Berufung auf einen Schriftformmangel ordentlich zu kündigen (Fortführung der Senatsurteile BGHZ 200, 98 = NJW 2014, 1087 und vom 30. April 2014 - XII ZR 146/12 - NJW 2014, 2102).b) Es verstößt gegen Treu und Glauben, wenn eine Mietvertragspartei eine nachträglich getroffene Abrede, die lediglich ihr vorteilhaft ist, allein deshalb, weil sie nicht die schriftliche Form wahrt, zum Anlass nimmt, sich von einem ihr inzwischen lästig gewordenen langfristigen Mietvertrag zu lösen (im Anschluss an Senatsurteile vom 25. November 2015 - XII ZR 114/14 - NJW 2016, 311 und vom 19. September 2007 - XII ZR 198/05 - NJW 2008, 365).

Tenor