R 163 UStR 2005
Stand: 16.12.2004
zuletzt geändert durch:
Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ausführung des Umsatzsteuergesetzes (Umsatzsteuer-Richtlinien 2005 - UStR 2005), BStBl. I S3/2004
Zu § 12 Abs. 2 Nr. 4 UStG

R 163 UStR 2005 Vatertierhaltung, Förderung der Tierzucht usw.

R 163 Vatertierhaltung, Förderung der Tierzucht usw.

UStR 2005 ( Umsatzsteuer-Richtlinien 2005 )

(1) 1 § 12 Abs. 2 Nr. 4 UStG betrifft nur Leistungen, die einer für landwirtschaftliche Zwecke geeigneten Tierzucht usw. 2 zu dienen bestimmt sind (vgl. BFH-Urteil vom 17.11.1966 - BStBl 1967 III S. 164). Die Leistungen müssen den begünstigten Zwecken unmittelbar dienen. 3 Diese Voraussetzung ist nicht erfüllt bei Lieferungen von Impfstoffen durch die Pharmaindustrie an Tierseuchenkassen, Trächtigkeitsuntersuchungen bei Zuchttieren, Maßnahmen der Unfruchtbarkeitsbekämpfung, Kaiserschnitt und bei Geburtshilfe. (2) Entgelte für Leistungen, die unmittelbar der Vatertierhaltung dienen, sind insbesondere: 1. Deckgelder; 2. Umlagen - z.T auch Mitgliederbeiträge genannt, die nach der Zahl der deckfähigen Tiere bemessen werden; 3. Zuschüsse, die nach der Zahl der gedeckten Tiere oder nach sonstigen mit den Umsätzen des Unternehmers (Vatertierhalters) verknüpften Maßstäben bemessen werden (zusätzliche Entgelte von dritter Seite nach § 10 Abs. 1 Satz 3 UStG). (3) 1 Entgelte für Leistungen, die unmittelbar der Förderung der Tierzucht dienen, sind insbesondere: 1. Gebühren für Eintragungen in Zuchtbücher, zu denen z.B. Herdbücher, Leistungsbücher und Elite-Register gehören; 2. Gebühren für die Zuchtwertschätzung von Zuchttieren; 3. Gebühren für die Ausstellung und Überprüfung von Abstammungsnachweisen - einschließlich der damit verbundenen Blutgruppenbestimmungen -, für Kälberkennzeichnung durch Ohrmarken und für die Bereitstellung von Stall- und Gestütbüchern; 4. Entgelte für prophylaktische und therapeutische Maßnahmen nach tierseuchenrechtlichen Vorschriften bei Zuchttieren - z.B. die staatlich vorgeschriebenen Reihenuntersuchungen auf Tuberkulose, Brucellose und Leukose, die jährlichen Impfungen gegen Maul- und Klauenseuche, Maßnahmen zur Bekämpfung der Aujeszkyschen Krankheit sowie Bekämpfungsprogramme von IBR (Infektiöse Bovine Rhinitis)/IVB (Infektiöse Bovine Vulvovaginitis) und BVD (Bovine Virus Diarrhoe) oder die Behandlung gegen Dassellarven - sowie die Entgelte für die Ausstellung von Gesundheitszeugnissen bei Zuchttieren; 5. Entgelte für die Durchführung von Veranstaltungen - insbesondere Versteigerungen -, auf denen Zuchttiere mit Abstammungsnachweis abgesetzt werden (z.B. Standgelder, Kataloggelder und Impfgebühren), sowie Provisionen für die Vermittlung des An- und Verkaufs von Zuchttieren im Rahmen solcher Absatzveranstaltungen (vgl. BFH-Urteil vom 18.12.1996 - BStBl 1997 II S. 334); 6. Entgelte, die von Tierzüchtern oder ihren Angestellten für die Teilnahme an Ausstellungen und Lehrschauen, die lediglich die Tierzucht betreffen, zu entrichten sind (z.B. Eintrittsgelder, Kataloggelder und Standgelder). Der ermäßigte Steuersatz ist auch anzuwenden, wenn mit den Ausstellungen oder Lehrschauen Material- und Eignungsprüfungen verbunden sind; 7. unechte Mitgliederbeiträge, die von Tierzuchtvereinigungen für Leistungen der vorstehenden Art erhoben werden; 8. Züchterprämien, die umsatzsteuerrechtlich Leistungsentgelte darstellen (vgl. BFH-Urteile vom 02.10.1969 - BStBl 1970 II S. 111 - und vom 06.08.1970 - BStBl II S. 730). 2Zuchttiere im Sinne dieser Vorschrift sind Tiere der in der Nummer 1 der Anlage 2 des UStG aufgeführten Nutztierarten, wenn sie die Voraussetzungen des § 2 Nr. 1 Tierzuchtgesetz (TierZG) erfüllen. 3 Nach dieser Vorschrift ist ein Zuchttier ein Tier, das in einem Zuchtbuch eingetragen ist (eingetragenes Zuchttier) oder ein Tier, dessen Eltern und Großeltern in einem Zuchtbuch derselben Rasse, bei Pferden auch einer anderen Rasse, deren Einsatz im Zuchtprogramm vorgesehen ist, eingetragen oder vermerkt sind und das dort selbst entweder eingetragen ist oder vermerkt ist und eingetragen werden kann (reinrassiges Zuchttier) oder ein Tier, das in einem Zuchtregister eingetragen ist (registriertes Zuchttier). Nicht erforderlich ist, daß die Tiere zur Vermehrung bestimmt sind. 4 Auch Wallache können Zuchttiere im Sinne des § 2 Nr. 1 TierZG sein (vgl. BFH-Urteil vom 18.12.1996 - BStBl 1997 II S. 334). 5 Zuchttiere sind auch Reit- und Rennpferde sowie die ihrer Nachzucht dienenden Pferde. 6 Die Steuerermäßigung ist auf Eintrittsgelder, die bei Pferderennen, Pferdeleistungsschauen - Turnieren - und ähnlichen Veranstaltungen erhoben werden, nicht anzuwenden. 7 Bei gemeinnützigen Vereinen - z.B. Rennvereinen oder Reit- und Fahrvereinen - kann hierfür jedoch der ermäßigte Steuersatz unter den Voraussetzungen des § 12 Abs. 2 Nr. 8 Buchstabe a UStG in Betracht kommen. (4) Unmittelbar der künstlichen Tierbesamung dienen nur 1. die Besamungsleistung, z.B. durch Besamungsgenossenschaften, Tierärzte oder Besamungstechniker, und 2. Tiersamenlieferung an Tierhalter zur Besamung ihrer Tiere. (5) Entgelte, für Leistungen, die unmittelbar der Leistungs- und Qualitätsprüfung in der Tierzucht und in der Milchwirtschaft dienen, sind insbesondere: 1. Entgelte für Milchleistungsprüfungen bei Kühen, Ziegen oder Schafen einschließlich der Untersuchungen der Milchbestandteile; 2. Entgelte für Mastleistungsprüfungen bei Rindern, Schweinen, Schafen und Geflügel; 3. Entgelte für Eierleistungsprüfungen bei Geflügel; 4. Entgelte für die Prüfung der Aufzuchtleistung bei Schweinen; 5. Entgelte für Leistungsprüfungen bei Pferden, z.B. Nenn- und Startgelder bei Pferdeleistungsschauen - Turnieren - oder Rennen; 6. Entgelte für Leistungsprüfungen bei Brieftauben, z.B. Korb- und Satzgelder; 7. Entgelte für Milch-Qualitätsprüfungen, insbesondere für die Anlieferungskontrolle bei den Molkereien; 8. unechte Mitgliederbeiträge, die von Kontrollverbänden oder sonstigen Vereinigungen für Leistungen der vorstehenden Art erhoben werden. (6) 1Nebenleistungen teilen umsatzsteuerrechtlich das Schicksal der Hauptleistung. 2Zu Nebenleistungen vgl. Abschnitt 29 Absatz 5. 3Begünstigte Nebenleistungen liegen z. B. vor, wenn bei einer tierseuchen-prophylaktischen Impfung von Zuchttieren Impfstoffe eingesetzt werden, oder wenn im Rahmen einer Besamungsleistung Tiersamen und Arzneimittel abgegeben werden, die bei der künstlichen Tierbesamung erforderlich sind.