BFH - Urteil vom 28.09.2022
VIII R 20/20
Normen:
EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1 S. 1; EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1 S. 2; AO § 42; AO § 173 Abs. 1 Nr. 1; KStG § 32a Abs. 1 S. 1; EStG 2012; EStG 2013; EStG 2014; EStG 2015; KStG 2012; KStG 2013; KStG 2014; KStG 2015;
Fundstellen:
BB 2022, 2966
BB 2023, 288
BFH/NV 2023, 196
DB 2023, 37
DStR 2022, 2606
DStRE 2023, 57
DZWIR 2023, 174
ZEV 2023, 80
ZIP 2022, 2604
Vorinstanzen:
FG Münster, vom 06.05.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 9 K 3359/18 AO

Anerkennungsfähigkeit einer inkongruenten Vorabausschüttung an einen von zwei Gesellschaftern einer GmbH

BFH, Urteil vom 28.09.2022 - Aktenzeichen VIII R 20/20

DRsp Nr. 2022/17859

Anerkennungsfähigkeit einer inkongruenten Vorabausschüttung an einen von zwei Gesellschaftern einer GmbH

1. Ein punktuell satzungsdurchbrechender Beschluss über eine inkongruente Vorabausschüttung, der von der Gesellschafterversammlung einstimmig gefasst worden ist und von keinem Gesellschafter angefochten werden kann, ist als zivilrechtlich wirksamer Ausschüttungsbeschluss der Besteuerung zugrunde zu legen (entgegen BMF-Schreiben vom 17.12.2013, BStBl I 2014, 63). 2. Ein Gesellschafter, an den nach einem solchen Beschluss kein Gewinn verteilt wird, verwirklicht den Tatbestand der Einkünfteerzielung gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1 EStG nicht. 3. Ob eine inkongruente Vorabgewinnausschüttung nach § 42 AO gestaltungsmissbräuchlich ist, ist bei zivilrechtlich wirksamen punktuell satzungsdurchbrechenden Beschlüssen nach denselben Maßstäben zu beurteilen, die für satzungsgemäße inkongruente Ausschüttungen gelten.

Tenor

Die Revision des Beklagten gegen das Urteil des Finanzgerichts Münster vom 06.05.2020 – 9 K 3359/18 E, AO wird als unbegründet zurückgewiesen.

Die Kosten des Revisionsverfahrens hat der Beklagte zu tragen.

Normenkette:

EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1 S. 1; EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1 S. 2; AO § 42; AO § 173 Abs. 1 Nr. 1; KStG § 32a Abs. 1 S. 1; EStG 2012; EStG 2013; EStG 2014; EStG 2015; KStG 2012; KStG 2013; KStG 2014; KStG 2015;

Gründe

I.