H 5.5 EStHB2022
Stand: 25.03.2013
zuletzt geändert durch:
Einkommensteuer-Änderungsrichtlinien 2012, BStBl. I S. 276
Zu § 5 EStG

H 5.5 EStHB2022 Hinweise

H 5.5 Hinweise

EStHB2022 ( Einkommensteuer-Richtlinien 2012 und Einkommensteuer-Hinweise 2022 )

Abgrenzung zu materiellen Wirtschaftsgütern Zur Einordnung von Wirtschaftsgütern mit materiellen und immateriellen Komponenten wird vorrangig auf das wirtschaftliche Interesse abgestellt, d. h. wofür der Kaufpreis gezahlt wird (Wertrelation) und ob es dem Erwerber überwiegend auf den materiellen oder den immateriellen Gehalt ankommt. Daneben wird auch danach unterschieden, ob der Verkörperung eine eigenständige Bedeutung zukommt oder ob sie lediglich als "Träger" den immateriellen Gehalt festhalten soll. Bücher und Tonträger sind als materielle Wirtschaftsgüter anzusehen (>BFH vom 30. 10. 2008 - BStBl II 2009 S. 421). Arzneimittelzulassungen - Eine entgeltlich erworbene Arzneimittelzulassung ist dem Grunde nach ein abnutzbares Wirtschaftsgut (>BMF vom 12. 07. 1999 - BStBl I S. 686). - >Warenzeichen (Marke) Auffüllrecht Das Recht, ein Grundstück mit Klärschlamm zu verfüllen, ist kein vom Grund und Boden verselbständigtes Wirtschaftsgut (>BFH vom 20. 03. 2003 - BStBl II S. 878). Belieferungsrechte aus Abonnentenverträgen Gelegentlich eines Erwerbs von Belieferungsrechten aus Abonnentenverträgen entstandene Aufwendungen begründen noch nicht den entgeltlichen Erwerb eines immateriellen Wirtschaftsguts (>BFH vom 03. 08. 1993 - BStBl II 1994 S. 444). Emissionsberechtigungen Ertragsteuerliche Behandlung von Emissionsberechtigungen nach dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz >BMF vom 06. 12. 2005 (BStBl I S. 1047) unter Berücksichtigung der Änderungen durch BMF vom 07. 03. 2013 (BStBl I S. 275) Erbbaurecht Das Erbbaurecht ist als grundstücksgleiches Recht i. S. d. BGB ein Vermögensgegenstand i. S. d. Handelsrechts und ein Wirtschaftsgut i. S. d. Steuerrechts. Es gehört zum Sachanlagevermögen und ist damit kein immaterielles Wirtschaftsgut (>BFH vom 04. 06. 1991 - BStBl II 1992 S. 70). Geschäfts- oder Firmenwert/Praxiswert - Firmenwert bei vorweggenommener Erbfolge >BMF vom 13. 01. 1993 (BStBl I S. 80) unter Berücksichtigung der Änderungen durch BMF vom 26. 02. 2007 (BStBl I S. 269) - Geschäfts- oder Firmenwert, der bei Veräußerung eines Einzelunternehmens an eine GmbH unentgeltlich übergeht, kann Gegenstand einer verdeckten Einlage sein (>BFH vom 24. 03. 1987 - BStBl II S. 705). Zu den hierfür maßgebenden Kriterien >H 4.3 (1) Verdeckte Einlage - Unterscheidung zwischen Geschäftswert und Praxiswert >BFH vom 13. 03. 1991 (BStBl II S. 595) - Unterscheidung zwischen (selbständigen) immateriellen Einzelwirtschaftsgütern und (unselbständigen) geschäftswertbildenden Faktoren >BFH vom 07. 11. 1985 (BStBl II 1986 S. 176) und vom 30. 03. 1994 (BStBl II S. 903) - Das "Vertreterrecht" eines Handelsvertreters ist ein immaterielles Wirtschaftsgut, das nicht mit einem Geschäfts- oder Firmenwert gleichzusetzen ist (>BFH vom 12. 07. 2007 - BStBl II S. 959). - Bei der Aufteilung eines Unternehmens in Teilbetriebe geht der Geschäftswert nicht notwendigerweise unter (>BFH vom 27. 03. 1996 - BStBl II S. 576). - Wird einem ausscheidenden Mitunternehmer eine Abfindung gezahlt, die auch den selbst geschaffenen, bisher nicht bilanzierten Geschäftswert abgilt, ist der darauf entfallende Anteil der Abfindung als derivativer Geschäftswert zu aktivieren. Der auf den originären Geschäftswert entfallende Anteil bleibt außer Ansatz (>BFH vom 16. 05. 2002 - BStBl II 2003 S. 10). - Der Geschäftswert ist Ausdruck der Gewinnchancen eines Unternehmens, soweit diese nicht auf einzelnen Wirtschaftsgütern oder der Person des Unternehmers beruhen, sondern auf dem Betrieb eines lebenden Unternehmens (>BFH vom 26. 11. 2009 - BStBl II 2010 S. 609). - Orientiert sich der für eine Arztpraxis mit Vertragsarztsitz zu zahlende Kaufpreis ausschl. am Verkehrswert, so ist in dem damit abgegoltenen Praxiswert der Vorteil aus der Zulassung als Vertragsarzt untrennbar enthalten (>BFH vom 09. 08. 2011 - BStBl II S. 875). Dies gilt auch, wenn ein Zuschlag zum Verkehrswert (Überpreis) gezahlt wird (>BFH vom 21. 02. 2017 - BStBl II S. 689). Die Vertragsarztzulassung kann nur dann Gegenstand eines gesonderten Veräußerungsgeschäftes sein und sich damit zu einem selbständigen Wirtschaftsgut konkretisieren, wenn die Leistung für die Zulassung ohne eine Praxisübernahme erfolgt, weil der Vertragsarztsitz an einen anderen Ort verlegt wird (>BFH vom 09. 08. 2011 - BStBl II S. 875 und vom 21. 02. 2017 - BStBl II S. 694). - >H 6.1 (Geschäfts- oder Firmenwert), (Praxiswert/Sozietätspraxiswert) Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 1 oder Abs. 3 R 5.5 gilt bei der Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 1 und 3 sinngemäß (§ 141 Abs. 1 Satz 2 AO, BFH vom 08. 11. 1979 - BStBl II 1980 S. 146). Güterfernverkehrskonzessionen - Keine AfA von entgeltlich erworbenen Güterfernverkehrskonzessionen >BFH vom 04. 12. 1991 (BStBl II 1992 S. 383) und vom 22. 01. 1992 (BStBl II S. 529) - Zur Abschreibung auf den niedrigeren Teilwert >BMF vom 12. 03. 1996 (BStBl I S. 372) Immaterielle Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens Die unentgeltliche Übertragung zwischen Schwestergesellschaften führt zur vGA an die Muttergesellschaft und anschließenden verdeckten Einlage in die begünstigte Schwestergesellschaft (>BFH vom 20. 08. 1986 - BStBl II 1987 S. 455). Immaterielle Wirtschaftsgüter sind u. a. - Belieferungsrechte, Optionsrechte, Konzessionen (>BFH vom 10. 08. 1989 - BStBl II 1990 S. 15), - Computerprogramme (>BFH vom 03. 07. 1987 - BStBl II S. 728 und S. 787, vom 28. 07. 1994 - BStBl II S. 873 und vom 18. 05. 2011 - BStBl II S. 865), aber >Keine immateriellen Wirtschaftsgüter, - Datensammlungen, die speziell für den Stpfl. erhoben werden und auch nur von diesem verwertet werden dürfen (>BFH vom 30. 10. 2008 - BStBl II 2009 S. 421), - Domain-Namen (>BFH vom 19. 10. 2006 - BStBl II 2007 S. 301), >H 7.1 (Domain-Namen), - Filmrechte (>BFH vom 20. 09. 1995 - BStBl II 1997 S. 320 und >BMF vom 23. 02. 2001 - BStBl I S. 175 unter Berücksichtigung der Änderungen durch BMF vom 05. 08. 2003 - BStBl I S. 406), - Kaufoption aus einem Pkw-Leasingvertrag (>BFH vom 26. 11. 2014 - BStBl II 2015 S. 325), - Lizenzen, ungeschützte Erfindungen, Gebrauchsmuster, Fabrikationsverfahren, Know-how, Tonträger in der Schallplattenindustrie (>BFH vom 28. 05. 1979 - BStBl II S. 734), - Patente, Markenrechte, Urheberrechte, Verlagsrechte (>BFH vom 24. 11. 1982 - BStBl II 1983 S. 113), - Rezeptur eines Pflanzenschutzmittels (>BFH vom 08. 09. 2011 - BStBl II 2012 S. 122), - Rückverkaufsoption im Kfz-Handel (>BMF vom 12. 10. 2011 - BStBl I S. 967), - Spielerlaubnisse nach Maßgabe des Lizenzspielerstatuts des Deutschen Fußballbundes (>BFH vom 14. 12. 2011 - BStBl II 2012 S. 238) - Vertragsarztzulassung, wenn sie nicht zum Praxiswert gehört (>BFH vom 21. 02. 2017 - BStBl II S. 694), - Wiederbepflanzungsrechte im Weinbau (>BFH vom 06. 12. 2017 - BStBl II 2018 S. 353), >H 13.3 (Wiederbepflanzungsrechte im Weinbau). Keine immateriellen Wirtschaftsgüter Keine immateriellen Wirtschaftsgüter sondern materielle (körperliche) und zugleich abnutzbare bewegliche Wirtschaftsgüter sind, wenn sie nicht unter anderen rechtlichen Gesichtspunkten, z. B. als Kundenkartei oder Verlagsarchiv, als immaterielle Wirtschaftsgüter anzusehen sind, Computerprogramme (>Immaterielle Wirtschaftsgüter), die keine Befehlsstruktur enthalten, sondern nur Bestände von Daten, die allgemein bekannt und jedermann zugänglich sind, z. B. mit Zahlen und Buchst. (>BFH vom 05. 02. 1988 - BStBl II S. 737 und vom 02. 09. 1988 - BStBl II 1989 S. 160). Kein entgeltlicher Erwerb Kein entgeltlicher Erwerb liegt u. a. vor bei - Aufwendungen, die nicht Entgelt für den Erwerb eines Wirtschaftsguts von einem Dritten, sondern nur Arbeitsaufwand oder sonstiger Aufwand, z. B. Honorar für Dienstleistungen, für einen im Betrieb selbst geschaffenen Wert oder Vorteil sind (>BFH vom 26. 02. 1975 - BStBl II S. 443). - Aufwendungen, die lediglich einen Beitrag zu den Kosten einer vom Stpfl. mitbenutzten Einrichtung bilden, z. B. Beiträge zum Ausbau einer öffentlichen Straße oder zum Bau einer städtischen Kläranlage; diese Aufwendungen gehören zu den nicht aktivierbaren Aufwendungen für einen selbstgeschaffenen Nutzungsvorteil (>BFH vom 26. 02. 1980 - BStBl II S. 687 und vom 25. 08. 1982 - BStBl II 1983 S. 38). - selbstgeschaffenen >immateriellen Wirtschaftsgütern, z. B. Patenten (>BFH vom 08. 11. 1979 - BStBl II 1980 S. 146). Kundenstamm - Der Kundenstamm ist beim Erwerb eines Unternehmens i. d. R. kein selbständig bewertbares >immaterielles Wirtschaftsgut, sondern ein geschäftswertbildender Faktor (>BFH vom 16. 09. 1970 - BStBl II 1971 S. 175 und vom 25. 11. 1981 - BStBl II 1982 S. 189). - Kundenstamm und Lieferantenbeziehungen, die selbständig übertragen werden können, sind immaterielle Wirtschaftsgüter und nicht identisch mit dem Geschäfts- oder Firmenwert (>BFH vom 26. 11. 2009 - BStBl II 2010 S. 609). Mietereinbauten Einbauten oder Umbauten des Mieters sind als Herstellungskosten eines materiellen Wirtschaftsguts zu aktivieren, wenn sie unmittelbar besonderen Zwecken dienen und in diesem Sinne in einem von der eigentlichen Gebäudenutzung verschiedenen Funktionszusammenhang stehen (>BFH vom 26. 02. 1975 - BStBl II S. 443 und BMF vom 15. 01. 1976 - BStBl I S. 66). Namensrechte Der kommerzialisierbare Teil des Namensrechts einer natürlichen Person stellt ein abnutzbares immaterielles Wirtschaftsgut dar (>BFH vom 12. 06. 2019 - BStBl II 2020 S. 3). Nutzungsrechte Nutzungsrechte die durch Baumaßnahmen des Nutzungsberechtigten entstanden sind >H 4.7 (Eigenaufwand für ein fremdes Wirtschaftsgut) Pensionszusagen Ansprüche aus Pensionszusagen nach dem Betriebsrentengesetz können nicht aktiviert werden (>BFH vom 14. 12. 1988 - BStBl II 1989 S. 323). Schwebende Arbeitsverträge Schwebende Arbeitsverträge mit im Unternehmen tätigen Arbeitnehmern sind keine >immateriellen Wirtschaftsgüter, sondern nicht selbständig bewertbare geschäftswertbildende Faktoren (>BFH vom 07. 11. 1985 - BStBl II 1986 S. 176). Vertreterrecht Löst ein Handelsvertreter durch Vereinbarung mit dem Geschäftsherrn den Ausgleichsanspruch (§ 89 b HGB) seines Vorgängers in einer bestimmten Höhe ab, erwirbt er damit entgeltlich ein immaterielles Wirtschaftsgut "Vertreterrecht" (>BFH vom 18. 01. 1989 - BStBl II S. 549). Dieses ist nicht mit einem Geschäfts- oder Firmenwert gleichzusetzen (>BFH vom 12. 07. 2007 - BStBl II S. 959). Warenzeichen (Marke) Ein entgeltlich erworbenes Warenzeichen (Marke) ist dem Grunde nach ein abnutzbares Wirtschaftsgut (>BMF vom 12. 07. 1999 - BStBl I S. 686).