BVerfG - Urteil vom 19.12.1961
2 BvL 6/59
Normen:
EStKStÄndG1951 (Gesetz zur Änderung und Vereinfachung des Einkommensteuergesetzes und des Körperschaftsteuergesetzes vom 27. Juni 1951 [BGBl. I S. 411]) § 19 Abs. 1 ; EStKStErgG (Gesetz zur Ergänzung des Einkommensteuergesetzes und des Körperschaftsteuergesetzes vom 20. Mai 1952 [BGBl. I S. 302]) § 5 ; GG Art. 20 Abs. 3 ; KStG (Körperschaftsteuergesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 28. Dezember 1950 [BGBl. 1951 I S. 34]) § 1 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 13, 261
BayVBl 1962, 83
DÖV 1962, 220
DVBl 1962, 764
JZ 1962, 536
MDR 1962, 190
NJW 1962, 291
NJW 1962, 730
Vorinstanzen:
FG Düsseldorf, vom 23.02.1954 - Vorinstanzaktenzeichen V 12/53 K

Verfassungsrechtliche Grenzen der Rückwirkung von Gesetzen

BVerfG, Urteil vom 19.12.1961 - Aktenzeichen 2 BvL 6/59

DRsp Nr. 1996/7520

Verfassungsrechtliche Grenzen der Rückwirkung von Gesetzen

»1. Aus dem Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit läßt sich der Verfassungsrechtssatz ableiten, daß belastende Steuergesetze grundsätzlich ihre Wirksamkeit nicht auf abgeschlossene Tatbestände erstrecken dürfen.2. Erst von dem Zeitpunkt ab, in dem der Bundestag ein rückwirkendes Steuergesetz beschlossen hat, ist das Vertrauen des Bürgers in den Bestand des geltenden Rechts nicht mehr schutzwürdig. Entsprechendes gilt, wenn ein Steuergesetz den späteren Erlaß eins rückwirkenden Gesetzes fordert oder voraussetzt.3. Daß der Gesetzgeber ein ihm unterlaufenes Versehen bei der Gesetzesfassung berichtigen will, berechtigt ihn noch nicht, dies für einen vergangenen Veranlagungszeitraum zu tun. Nur wenn sein Versehen zu erheblichen Unklarheiten oder zu objektiven Lücken in der ursprünglichen gesetzlichen Regelung geführt hat, ist eine Rückwirkung ausnahmsweise zulässig.«

Normenkette:

EStKStÄndG1951 (Gesetz zur Änderung und Vereinfachung des Einkommensteuergesetzes und des Körperschaftsteuergesetzes vom 27. Juni 1951 [BGBl. I S. 411]) § 19 Abs. 1 ; EStKStErgG (Gesetz zur Ergänzung des Einkommensteuergesetzes und des Körperschaftsteuergesetzes vom 20. Mai 1952 [BGBl. I S. 302]) § 5 ; GG Art. 20 Abs. 3 ;