BVerfG - Beschluss vom 12.11.2020
2 BvR 1532/20
Normen:
GG Art. 19 Abs. 4 S. 1; GG Art. 103 Abs. 1; BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1; AsylVfG (1992) § 36 Abs. 1; AsylVfG (1992) § 36 Abs. 3 S. 5; RVG § 14 Abs. 1; RVG § 37 Abs. 2 S. 2;
Vorinstanzen:
VG Magdeburg, vom 04.09.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 7 B 394/20
VG Magdeburg, vom 17.08.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 7 B 362/20
VG Magdeburg, vom 27.07.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 7 B 330/20

Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör durch Versagung von Eilrechtsschutz im beschleunigten Verfahren gem. § 36 Abs 3 AsylG; Verfassungsbeschwerde und Anhörungsrüge

BVerfG, Beschluss vom 12.11.2020 - Aktenzeichen 2 BvR 1532/20

DRsp Nr. 2020/17701

Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör durch Versagung von Eilrechtsschutz im beschleunigten Verfahren gem. § 36 Abs 3 AsylG; Verfassungsbeschwerde und Anhörungsrüge

Tenor

1.

Der Beschluss des Verwaltungsgerichts Magdeburg vom 27. Juli 2020 - 7 B 330/20 MD - verletzt den Beschwerdeführer in seinem Recht aus Artikel 103 Absatz 1 des Grundgesetzes. Die Entscheidung wird aufgehoben. Die Sache wird an das Verwaltungsgericht Magdeburg zurückverwiesen.

2.

Die Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Magdeburg vom 17. August 2020 - 7 B 362/20 MD - und vom 4. September 2020 - 7 B 394/20 MD - werden gegenstandslos.

3.

Damit erledigt sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung.

4.

Das Land Sachsen-Anhalt hat dem Beschwerdeführer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.

5.

Der Gegenstandswert der anwaltlichen Tätigkeit wird für das Verfassungsbeschwerdeverfahren auf 10.000 (in Worten: zehntausend) Euro und für das Verfahren auf Erlass einer einstweiligen Anordnung auf 5.000 (in Worten: fünftausend) Euro festgesetzt.

Normenkette:

GG Art. 19 Abs. 4 S. 1; GG Art. 103 Abs. 1; BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1; AsylVfG (1992) § 36 Abs. 1; AsylVfG (1992) § 36 Abs. 3 S. 5; RVG § 14 Abs. 1; RVG § 37 Abs. 2 S. 2;

[Gründe]

I.

1. Der Beschwerdeführer ist türkischer Staatsangehöriger kurdischer Volkszugehörigkeit. Er reiste nach eigenen Angaben erstmals im Juni 2015 in das Bundesgebiet ein.