BFH - Urteil vom 16.03.2022
I R 10/18
Normen:
EStG § 4 Abs. 3; EStG § 34c Abs. 1 S. 1; EStG § 34c Abs. 1 S. 2; EStG § 34c Abs. 6 S. 2; EStG § 34c Abs. 7; GG Art. 3 Abs. 1; GG Art. 80 Abs. 1 S. 3; DBA CHE Art. 17 Abs. 1; DBA CHE Art. 24 Abs. 1 Nr. 1c; DBA CHE Art. 24 Abs. 1 Nr. 2; DBA ITA 1989 Art. 17 Abs. 1; DBA ITA 1989 Art. 24 Abs. 3 Buchst. b; DBA ROM 2001 Art. 17 Abs. 1; DBA ROM 2001 Art. 23 Abs. 2 Buchst. b DBuchst gg; DBA BGR 2010 Art. 16 Abs. 1; DBA BGR 2010 Art. 22 Abs. 1 Buchst. b DBuchst gg; DBA HUN Art. 17 Abs. 1; DBA HUN Art. 23 Abs. 1 Buchst. b Nr. 3; DBA HUN 2011 Art. 30; DBA GBR 2010 Art. 16 Abs. 1; DBA GBR 2010 Art. 23 Abs. 1 Buchst. b DBuchst dd; DBA GBR 2010 Art. 32; DBA PRT Art. 17 Abs. 1; DBA PRT Art. 24 Abs. 2 Buchst. b DBuchst ee; AEUV Art. 56; EStDV § 68b S. 1; EStG 2010; EStG 2011;
Fundstellen:
BB 2022, 2710
BFH/NV 2023, 24
IStR 2023, 68
Vorinstanzen:
FG Berlin-Brandenburg, vom 18.05.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 13 K 13280/14

Ertragsteuerliche Behandlung des Einbehalts von Teilen des Honorars einer im In- und Ausland als Discjockey tätigen Künstlerin unter Hinweis auf Steuerschulden

BFH, Urteil vom 16.03.2022 - Aktenzeichen I R 10/18

DRsp Nr. 2022/16380

Ertragsteuerliche Behandlung des Einbehalts von Teilen des Honorars einer im In- und Ausland als Discjockey tätigen Künstlerin unter Hinweis auf Steuerschulden

1. NV: Der Einbehalt eines Teils des Honorars durch den Auftraggeber unter Hinweis auf eine Steuerschuld des Auftragnehmers führt bei der Ermittlung des Gewinns nach § 4 Abs. 3 EStG (noch) nicht zu einem Zufluss von Betriebseinnahmen in dieser Höhe beim Auftragnehmer. Ein Zufluss tritt aber u.a. dann ein, wenn der Auftraggeber mit dem einbehaltenen Honoraranteil eine (Steuer–)Schuld des Auftragnehmers tatsächlich erfüllt (sog. abgekürzter Zahlungsweg; Bestätigung der Rechtsprechung, vgl. Beschluss des Großen Senats des BFH vom 23.08.1999 – GrS 2/97, BFHE 189, 160, BStBl II 1999, 782). 2. NV: § 68b EStDV verstößt nicht gegen das verfassungsrechtliche Zitiergebot (Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG). 3. NV: Sieht ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung die sog. Anrechnungsmethode vor, hängt eine Anrechnung von im Ausland gezahlten Steuern auf die Einkommensteuer in aller Regel —wie auch bei § 34c Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 1 EStG— u.a. davon ab, dass die ausländische Steuer gezahlt und damit der Steueranspruch durch Zahlung oder andere Vorgänge erfüllt wurde. Dies gilt auch dann, wenn das einschlägige Abkommen verlangt, dass die ausländische anzurechnende Steuer "erhoben" wurde.