BVerfG - Urteil vom 09.04.1992
2 BvE 2/89
Normen:
AbgG § 44a Abs. 2 Nr. 3 ; AO (1977) § 55 Abs. 1 Nr. 1 ; BVerfGG § 67 Satz 1 ; EStG § 4 Abs. 6 § 9 Abs. 5 § 10b Abs. 2 Satz 1 § 34g ; GG Art. 3 Abs. 1 Art. 20 Abs. 1 Art. 21 Abs. 1 Satz 1, Satz 3, Satz 4, Abs. 3 Art. 38 Abs. 1 Satz 2 ; GOBT Anlage 1 § 4 Abs. 2 ; KStG § 1 Abs. 1 § 8 § 9 Nr. 3 Buchstabe b ; PartG § 18 Abs. 1 Satz 2, Abs. 6 Satz 1, Satz 2, Abs. 7 § 20 § 22a Abs. 2 Satz 1, Satz 2, Satz 3, Satz 4 § 24 Abs. 2 Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 8 § 25 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2, Nr. 5, Abs. 2 § 26 Abs. 1, Abs. 3 § 27 Abs. 1 § 39 Abs. 1, Abs. 2 ;
Fundstellen:
BB 1992, 757
BStBl II 1992, 766
BVerfGE 85, 264
BayVBl 1992, 589
DB 1992, 925
DVBl 1992, 764
DÖV 1992, 664
EuGRZ 1992, 153
HFR 1992, 365
Information StW 1992, 262
JZ 1992, 794
JuS 1992, 1056
MDR 1992, 525
NJ 1992, 279
NJW 1992, 2545
NVwZ 1993, 158
WM 1992, 754
WPg 1992, 604

Verfassungswidrigkeit des Fünften Änderungsgesetzes zum Parteiengesetz

BVerfG, Urteil vom 09.04.1992 - Aktenzeichen 2 BvE 2/89

DRsp Nr. 1996/6568

Verfassungswidrigkeit des Fünften Änderungsgesetzes zum Parteiengesetz

»1. Die vom Grundgesetz vorausgesetzte Staatsfreiheit der Parteien erfordert nicht nur die Gewährleistung ihrer Unabhängigkeit vom Staat sondern auch, daß die Parteien sich ihren Charakter als frei gebildete, im gesellschaftlich-politischen Bereich wurzelnde Gruppen bewahren (vgl. BVerfGE 20, 56 [101]).2. Entgegen der bisher vom Senat vertretenen Auffassung ist der Staat verfassungsrechtlich nicht gehindert, den Parteien Mittel für die Finanzierung der allgemein ihnen nach dem Grundgesetz obliegenden Tätigkeit zu gewähren. Der Grundsatz der Staatsfreiheit erlaubt jedoch nur eine Teilfinanzierung der allgemeinen Tätigkeit der politischen Parteien aus staatlichen Mitteln. Er wird durch die Gewährung finanzieller Zuwendungen dann verletzt, wenn durch sie die Parteien der Notwendigkeit enthoben werden, sich um die finanzielle Unterstützung ihrer Aktivitäten durch ihre Mitglieder und ihnen nahestende Bürger zu bemühen.a) Das Gesamtvolumen solcher staatlicher Zuwendungen an eine Partei darf die Summe ihrer selbsterwirtschafteten Einnahmen (vgl. § 24 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 und 8 PartG) nicht überschreiten ("relative Obergrenze").