BVerfG - Beschluß vom 26.01.1972
2 BvR 255/67
Normen:
GG Art. 19 Abs. 4 Art. 103 Abs. 1 ; RAO § 445 ; VwGO § 58 Abs. 2 ;
Fundstellen:
BVerfGE 32, 305
BB 1972, 431
BStBl 1972 II, 306
DB 1972, 712
DÖV 1972, 312
DVBl 1973, 361
JuS 1972, 470
JZ 1972, 244
MDR 1972, 395
NJW 1972, 675
WM 1972, 383
Vorinstanzen:
OLG Köln, vom 15.07.1966 - Vorinstanzaktenzeichen Ss 155/66

Verwirkung der Befugnis zur Anrufung der Gerichte

BVerfG, Beschluß vom 26.01.1972 - Aktenzeichen 2 BvR 255/67

DRsp Nr. 1994/2836

Verwirkung der Befugnis zur Anrufung der Gerichte

»Die Befugnis zur Anrufung der Gerichte nach Art. 19 Abs. 4 GG kann im Einzelfall der Verwirkung unterliegen.«

Normenkette:

GG Art. 19 Abs. 4 Art. 103 Abs. 1 ; RAO § 445 ; VwGO § 58 Abs. 2 ;

Gründe:

I.

1. Am 23. Juni 1954 unterwarf sich der Beschwerdeführer gemäß § 445 der Reichsabgabenordnung (AO) vom 13. Dezember 1919 in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Mai 1931 (RGBl. I S. 161) und der Änderung durch Art. I Nr. 26 des Gesetzes zur Änderung der Reichsabgabenordnung vom 4. Juli 1939 (RGBl. I S. 1181) vor der Gemeinsamen Strafsachenstelle beim Finanzamt Köln-Altstadt wegen Steuerhinterziehung einer Geldstrafe von 400 DM, die er ratenweise bis zum 7. April 1955 bezahlte.

Am 15. Februar 1962 beantragte er durch einen von ihm bevollmächtigten Rechtsanwalt die Wiederaufnahme des Verfahrens beim zuständigen Finanzamt mit der Behauptung, es seien neue Tatsachen bekannt geworden, aus denen sich ergebe, daß er für die Nichtabführung der Abgaben nicht verantwortlich gewesen sei. Das Finanzamt erachtete diesen Antrag für zulässig, wies ihn jedoch nach Vernehmung von Zeugen am 8. August 1962 als unbegründet zurück.