AEAO zu § 127 AEAO
Stand: 05.02.2024
zuletzt geändert durch:
BMF-Schreiben vom 5. Februar 2024, BMF IV D 1 - S 0062/23/10003 :001, BStBl. I S. 177

AEAO zu § 127 AEAO - Folgen von Verfahrens- und Formfehlern:

AEAO zu § 127 - Folgen von Verfahrens- und Formfehlern:

AEAO ( Anwendungserlass zur Abgabenordnung )

1. Die Vorschrift gilt nur für die gesetzesgebundenen Verwaltungsakte. Sie verhindert, dass der Steuerpflichtige die Aufhebung eines Steuerbescheids allein deshalb beanspruchen kann, weil der Finanzbehörde bei der Steuerfestsetzung ein Verfahrensfehler (z. B. unterlassene Anhörung) oder ein Formfehler (z. B. fehlende Begründung) unterlaufen ist oder weil die Finanzbehörde Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit nicht beachtet hat. Die Vorschrift ist auch anwendbar, wenn die Besteuerungsgrundlagen für einen Steuerbescheid geschätzt worden sind (BFH-Urteile vom 19. 2. 1987, IV R 143/84, BStBl II S. 412, vom 17. 9. 1997, II R 15/95, BFH/NV 1998 S. 416, und vom 11. 2. 1999, V R 40/98, BStBl II S. 382, sowie BFH-Beschluss vom 18. 8. 1999, IV B 108/98, BFH/NV 2000 S. 165). Sie ist nicht anwendbar bei Verletzung der Vorschriften über die sachliche Zuständigkeit (BFH-Urteil vom 21. 4. 1993, X R 112/91, BStBl II S. 649). 2. § 127 AO gilt nicht für Ermessensentscheidungen (BFH-Urteile vom 20. 6. 1990, I R 157/87, BStBl 1992 II S. 43, vom 18. 5. 1994, I R 21/93, BStBl II S. 697, und vom 15. 10. 1998, V R 77/97, BFH/NV 1999 S. 585). Wenn diese mit einem Verfahrens- oder Formfehler behaftet sind, der nicht geheilt werden kann (§ 126 AO), müssen sie aufgehoben und - nach erneuter Ausübung des Ermessens - nochmals erlassen werden, falls der Beteiligte rechtzeitig einen Rechtsbehelf eingelegt hat. Dies gilt nur dann nicht, wenn der mit dem Rechtsbehelf gerügte Fehler die Entscheidung durch die zuständige Finanzbehörde unter keinen Umständen beeinflusst haben kann (BFH-Urteil vom 18. 7. 1985, VI R 41/81, BStBl 1986 II S. 169). 3. Die Aufhebung eines Gewerbesteuermessbescheids kann regelmäßig nicht allein deswegen beansprucht werden, weil er von einem örtlich unzuständigen Finanzamt erlassen worden ist (BFH-Urteil vom 19. 11. 2003, I R 88/02, BStBl 2004 II S. 751). Ein Bescheid über die gesonderte Feststellung, der unter Verletzung der in § 180 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe b AO herangezogenen Vorschriften über die örtliche Zuständigkeit ergangen ist, muss aufgehoben werden, weil die Verletzung der §§ 18, 19 AO in der gem. § 180 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchstabe b AO getroffenen Zuordnung ein nicht heilbarer Rechtsfehler ist (BFH-Urteile vom 15. 4. 1986, VIII R 325/84, BStBl 1987 II S. 195, und vom 10. 6. 1999, IV R 69/98, BStBl II S. 691).