BVerfG - Urteil vom 09.03.2004
2 BvL 17/02
Normen:
GG Art. 3 Abs. 1 ; EStG (1997) § 22 Nr. 2 § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. b ;
Fundstellen:
BFH/NV Beilage 2004, 293
BStBl II 2005, 56
BVerfGE 110, 94
DB 2004, 628
DStRE 2004, 396
DVBl 2004, 585
GmbHR 2004, 439
JuS 2004, 719
NJW 2004, 1022
NVwZ 2004, 974
WM 2004, 571
wistra 2004, 227
Vorinstanzen:
BFH, vom 16.07.2002 - Vorinstanzaktenzeichen IX R 62/99

Besteuerung von privaten Spekulationsgeschäften bei Wertpapieren für 1997/98

BVerfG, Urteil vom 09.03.2004 - Aktenzeichen 2 BvL 17/02

DRsp Nr. 2004/4846

Besteuerung von privaten Spekulationsgeschäften bei Wertpapieren für 1997/98

»1. Der Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG verlangt für das Steuerrecht, dass die Steuerpflichtigen durch ein Steuergesetz rechtlich und tatsächlich gleich belastet werden. Wird die Gleichheit im Belastungserfolg durch die rechtliche Gestaltung des Erhebungsverfahrens prinzipiell verfehlt, kann dies die Verfassungswidrigkeit der gesetzlichen Besteuerungsgrundlage nach sich ziehen (Anschluss an BVerfGE 84, 239). 2. Verfassungsrechtlich verboten ist der Widerspruch zwischen dem normativen Befehl der materiell pflichtbegründenden Steuernorm und der nicht auf Durchsetzung angelegten Erhebungsregel. Zur Gleichheitswidrigkeit führt nicht ohne weiteres die empirische Ineffizienz von Rechtsnormen, wohl aber das normative Defizit des widersprüchlich auf Ineffektivität angelegten Rechts.«

Normenkette:

GG Art. 3 Abs. 1 ; EStG (1997) § 22 Nr. 2 § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. b ;

Gründe:

A. Die Vorlage betrifft die Verfassungsmäßigkeit der Besteuerung von privaten Spekulationsgeschäften bei Wertpapieren im Sinne des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe b Einkommensteuergesetz in der Neufassung des Einkommensteuergesetzes vom 16. April 1997 (BGBl I S. 821). Die zur Prüfung gestellte Steuernorm galt im Streitjahr des Ausgangsverfahrens (1997) und in dessen Folgejahr.