BVerfG - Beschluss vom 14.06.2019
1 BvR 2433/17
Normen:
GG Art. 5 Abs. 1 S. 1; BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1; RVG § 14 Abs. 1; RVG § 37 Abs. 2 S. 2; StGB § 185; StGB § 193;
Fundstellen:
AnwBl 2019, 486
DVBl 2020, 43
DÖV 2019, 838
EzA GG Art. 5 Nr. 30
EzA-SD 2019, 7
MMR 2019, 668
NJW 2019, 2600
NStZ-RR 2019, 277
StV 2020, 169
Vorinstanzen:
OLG Bremen, vom 11.10.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 1 Ss 52a/16
OLG Bremen, vom 18.08.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 1 Ss 52a/16
OLG Bremen, vom 18.08.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 1 Ws 54/17
LG Bremen, vom 04.03.2016 - Vorinstanzaktenzeichen 693 Js 13383/14
AG Bremen, vom 03.03.2015 - Vorinstanzaktenzeichen 693 Js 13383/14
AG Bremen, vom 11.07.2014 - Vorinstanzaktenzeichen 693 Js 13383/14

Einordnung einer Äußerung vor Gericht als beleidigungsfähige Schmähkritik; Vergleich der deutschen Gerichtsbarkeit mit nationalsozialistischen Sondergerichten; Vergleich der gerichtlichen Verhandlungsführung mit mittelalterlichen Hexenprozessen

BVerfG, Beschluss vom 14.06.2019 - Aktenzeichen 1 BvR 2433/17

DRsp Nr. 2019/10886

Einordnung einer Äußerung vor Gericht als beleidigungsfähige Schmähkritik; Vergleich der deutschen Gerichtsbarkeit mit nationalsozialistischen Sondergerichten; Vergleich der gerichtlichen Verhandlungsführung mit mittelalterlichen Hexenprozessen

Tenor

1.

Der Beschluss des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Bremen vom 18. August 2017 - 1 Ss 52a/16 sowie 1 Ws 54/17 - und das Urteil des Landgerichts Bremen vom 4. März 2016 - 51 Ns 693 Js 13383/14 (47/15) - verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 des Grundgesetzes.

2.

Die Entscheidungen werden aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Entscheidung an das Landgericht Bremen zurückverwiesen.

3.

Im Übrigen wird die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen.

4.

Die Freie Hansestadt Bremen hat dem Beschwerdeführer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.

5.

Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit im Verfassungsbeschwerdeverfahren wird auf 25.000 € (in Worten: fünfundzwanzigtausend Euro) festgesetzt.

Normenkette:

GG Art. 5 Abs. 1 S. 1; BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1; RVG § 14 Abs. 1; RVG § 37 Abs. 2 S. 2; StGB § 185; StGB § 193;

Gründe

I.

Die Verfassungsbeschwerde richtet sich gegen eine strafgerichtliche Verurteilung wegen Beleidigung gemäß § 185 StGB.