BVerfG - Beschluß vom 15.03.1978
2 BvR 927/76
Normen:
GG Art. 103 Abs. 2 ; HGB § 39 ; KO a.F. § 240 Abs. 1 Nr. 4 ; StGB § 283 Abs. 1 Nr. 7b, Abs. 4 ;
Fundstellen:
BVerfGE 48, 48
BB 1978, 572
DRsp III(334)135
DB 1978, 1393
MDR 1978, 814
NJW 1978, 1423
WM 1978, 455
Vorinstanzen:
LG München I, vom 11.03.1976 - Vorinstanzaktenzeichen 8 Ns 102 Js 182/73
BayObLG, vom 02.08.1976 - Vorinstanzaktenzeichen RReg. 3 St 172/76

Verfassungsmäßigkeit der Bankrottstrafbarkeit nach KO a.F.

BVerfG, Beschluß vom 15.03.1978 - Aktenzeichen 2 BvR 927/76

DRsp Nr. 1994/2716

Verfassungsmäßigkeit der Bankrottstrafbarkeit nach KO a.F.

»Die Strafvorschrift § 240 Abs. 1 Nr. 4 KO a.F. [= § 283 Abs. 1 Nr. 7b StGB] in der bis zum 31. August 1976 geltenden Fassung war - in Verbindung mit § 39 Abs. 3 Satz 2 HGB - "gesetzlich bestimmt" im Sinne des Art. 103 Abs. 2 GG

Normenkette:

GG Art. 103 Abs. 2 ; HGB § 39 ; KO a.F. § 240 Abs. 1 Nr. 4 ; StGB § 283 Abs. 1 Nr. 7b, Abs. 4 ;

Gründe:

A.

Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Frage, ob § 240 Abs. 1 Nr. 4 KO in der bis zum 31. August 1976 geltenden Fassung in Verbindung mit § 39 Abs. 2 HGB mit dem Bestimmtheitsgebot des Art. 103 Abs. 2 GG vereinbar war.

I. 1. a) § 240 Abs. 1 Nr. 4 KO lautete:

(1) Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen einfachen Bankrotts mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn sie

1. - 3. a) ...

4. es gegen die Bestimmung des Handelsgesetzbuchs unterlassen haben, die Bilanz ihres Vermögens in der vorgeschriebenen Zeit zu ziehen.

Das Handelsgesetzbuch enthält in § 39 folgende Regelung: