BGH - Beschluss vom 02.08.2022
VIII ZB 3/21
Normen:
ZPO § 233 S. 1; ZPO § 236 Abs. 2 S. 1 Hs. 2;
Fundstellen:
MDR 2022, 1531
NJW 2022, 3232
Vorinstanzen:
LG Konstanz, vom 31.07.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 2 O 300/19
OLG Karlsruhe, vom 23.12.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 4 U 154/20

Versäumung der Frist zur Berufungsbegründung hinsichtlich Verschuldens eines Rechtsanwalts; Ausgehen grundsätzlich von der Richtigkeit einer anwaltlichen Versicherung (hier: im Verfahren der Wiedereinsetzung)

BGH, Beschluss vom 02.08.2022 - Aktenzeichen VIII ZB 3/21

DRsp Nr. 2022/13021

Versäumung der Frist zur Berufungsbegründung hinsichtlich Verschuldens eines Rechtsanwalts; Ausgehen grundsätzlich von der Richtigkeit einer anwaltlichen Versicherung (hier: im Verfahren der Wiedereinsetzung)

Zu den Pflichten des Rechtsmittelgerichts, wenn es einer anwaltlichen Versicherung im Verfahren der Wiedereinsetzung keinen Glauben schenkt (im Anschluss an BGH, Beschlüsse vom 17. November 2015 - VI ZB 38/13, WM 2016, 895 Rn. 9; vom 18. Dezember 2019 - XII ZB 379/19, NJW-RR 2020, 501 Rn. 13; vom 28. April 2020 - VIII ZB 12/19, NJW-RR 2020, 818 Rn. 26; vom 26. Januar 2022 - XII ZB 227/21, FamRZ 2022, 647 Rn. 13; jeweils mwN).

1. Eine Behauptung ist schon dann im Sinne von § 236 Abs. 2 S. 1 Halbs. 2, § 294 ZPO glaubhaft gemacht, wenn eine überwiegende Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass sie zutrifft.2. Grundsätzlich ist von der Richtigkeit einer anwaltlichen Versicherung auszugehen.3. Schenkt das Rechtsmittelgericht einer anwaltlichen Versicherung im Verfahren der Wiedereinsetzung keinen Glauben, muss es die Wiedereinsetzung beantragende Partei darauf hinweisen und ihr Gelegenheit geben, weitere Beweise, insbesondere entsprechenden Zeugenbeweis anzutreten.

Tenor

Auf die Rechtsbeschwerde der Kläger wird der Beschluss des Oberlandesgerichts Karlsruhe - 4. Zivilsenat - vom 23. Dezember 2020 aufgehoben.