BVerwG - Urteil vom 25.01.2017
9 C 30.15
Normen:
AO § 1 Abs. 2 Nr. 4; AO § 3 Abs. 2; AO § 191 Abs. 1 S. 2; AnfG § 4 Abs. 1; AnfG § 11; AnfG § 13;
Fundstellen:
AO-StB 2018, 28
BStBl II 2018, 116
DStR 2017, 10
HFR 2017, 647
NZI 2017, 354
NZI 2017, 7
ZIP 2017, 1723
ZInsO 2017, 892
Vorinstanzen:
VG Bayreuth, vom 11.02.2015 - Vorinstanzaktenzeichen B 4 K 13.349
VGH Bayern, vom 18.09.2015 - Vorinstanzaktenzeichen 4 BV 15.643

Wahlrecht zwischen Klage und Duldungsbescheid für Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis außerhalb des Insolvenzverfahrens; Unstatthaftigkeit einer Klage bei Verpflichtung der Behörde zum Erlass eines Verwaltungsaktes kraft Gesetzes durch das zugrunde liegende materielle Recht; Duldung der Zwangsvollstreckung in die Geschäftsgrundstücke

BVerwG, Urteil vom 25.01.2017 - Aktenzeichen 9 C 30.15

DRsp Nr. 2017/4303

Wahlrecht zwischen Klage und Duldungsbescheid für Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis außerhalb des Insolvenzverfahrens; Unstatthaftigkeit einer Klage bei Verpflichtung der Behörde zum Erlass eines Verwaltungsaktes kraft Gesetzes durch das zugrunde liegende materielle Recht; Duldung der Zwangsvollstreckung in die Geschäftsgrundstücke

1. Eine Klage ist kraft Gesetzes unstatthaft, wenn das zugrunde liegende materielle Recht die Behörde zum Erlass eines Verwaltungsaktes verpflichtet (vgl. BVerwG, Urteil vom 28. September 1979 - 7 C 22.78 - BVerwGE 58, 316 <318>).2. Dem Steuergläubiger steht nach § 191 Abs. 1 Satz 2 AO zur Anfechtung wegen Ansprüchen aus dem Steuerschuldverhältnis außerhalb des Insolvenzverfahrens kein Wahlrecht zwischen einer Klage nach §§ 11, 13 AnfG und einem Duldungsbescheid zu. Vielmehr hat die Anfechtung zwingend durch Duldungsbescheid zu erfolgen, soweit sie nicht im Wege der Einrede nach § 9 AnfG geltend zu machen ist (wie BGH, Beschlüsse vom 27. Juli 2006 - IX ZB 141/05 - ZIP 2006, 1603 und vom 21. September 2006 - IX ZB 187/05 - FamRZ 2006, 1836; a.A. BFH, Beschluss vom 1. Dezember 2005 - VII B 95/05 - BFH/NV 2006, 701).

Tenor

Das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom 18. September 2015 wird geändert. Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Bayreuth vom 11. Februar 2015 wird zurückgewiesen.