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Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2006

Wie das Statistische Bundesamt bereits in seiner Schnellmeldung am 11. Mai mitgeteilt hat, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Wert der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung, im ersten Quartal 2006 gegenüber dem Vorquartal – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,4% gestiegen.

Damit hat sich die Wirtschaft nach einer kurzen Stagnation im letzten Quartal 2005 zum Jahresbeginn 2006 wieder erholt.

Positive Wachstumsimpulse kamen im ersten Quartal 2006 gegenüber dem Vorquartal sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland: Neben den privaten Konsumausgaben sind auch die Konsumausgaben des Staates im Berichtsquartal gestiegen (jeweils + 0,6%). Außerdem wurde insbesondere in Ausrüstungen (+ 2,2%) mehr investiert als im vierten Quartal 2005. Dadurch trug die inländische Verwendung trotz des witterungsbedingten Rückgangs der Bauinvestitionen (– 3,0%) positiv zum BIP-Wachstum im Vorquartalsvergleich bei (+ 0,1%-Punkte). Weitere 0,3%-Punkte Wachstumsbeitrag kamen vom preisbereinigten Außenbeitrag, da die Exporte mit 4,6% noch etwas stärker stiegen als die Importe (+ 4,5%).

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Im Vorjahresvergleich nahm das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2006 mit 2,9% so stark zu wie seit sechs Jahren nicht mehr. Allerdings standen im Berichtsquartal – unter anderem durch den späten Termin der Osterfeiertage im April – auch drei Arbeitstage mehr zur Verfügung als ein Jahr zuvor. Bereinigt um diesen ungewöhnlich hohen Kalendereffekt wuchs die Wirtschaft rechnerisch um 1,4% und damit etwas schwächer als zum Ende des vergangenen Jahres (kalenderbereinigtes BIP-Wachstum von 1,6% im dritten und 1,7% im vierten Quartal 2005).

Die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2006 wurde von rund 38,3 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 55 000 Personen oder 0,1% weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) sank um 447 000 Personen oder 10,5% auf 3,8 Millionen Personen und war damit das dritte Quartal in Folge im Vorjahresvergleich rückläufig. Der Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt reduzierte sich damit von 10,0% im ersten Quartal 2005 auf 9,0% im Berichtsquartal.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, nahm im ersten Quartal 2006 im Vorjahresvergleich um 3,0% zu. Je Erwerbstätigenstunde gerechnet erhöhte sie sich lediglich um 1,6%, da die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen zunahm. Hauptgrund hierfür war vor allem die höhere Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitstage sowie der weiter abnehmende Krankenstand.

Auf der Entstehungsseite des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts trugen im ersten Quartal 2006 alle Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (– 0,7%) positiv zur Wirtschaftsentwicklung im Vorjahresvergleich bei. Den größten Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung gab es mit 7,1% im Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe – darunter insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe (+ 8,1%) –, gefolgt von den Bereichen Baugewerbe (+ 5,0%), Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 2,2%), Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 1,8%) sowie öffentliche und private Dienstleister (+ 0,3%). Insgesamt stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 3,0%.

Auf der Verwendungsseite des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts sorgte vor allem eine gestiegene Inlandsnachfrage für die Belebung der Wirtschaft im Vorjahresvergleich. Sowohl die privaten Konsumausgaben (+ 1,1%) als auch die Konsumausgaben des Staates (+ 0,8%) waren im ersten Quartal 2006 höher als ein Jahr zuvor. Daneben kamen auch von den Investitionen kräftige Wachstumsimpulse: So hat sich der seit knapp zwei Jahren anhaltende Abwärtstrend der Bauinvestitionen im Berichtsquartal in ein kräftiges Plus verwandelt (+ 4,3%). Noch stärker sind die Ausrüstungsinvestitionen gestiegen (+ 8,3%), und auch in sonstige Anlagen wurde mehr investiert als vor einem Jahr (+ 3,0%). Die Vorratsveränderungen trugen ebenfalls mit einem Beitrag von 1,0%-Punkten zum Wachstum des BIP im Berichtsquartal bei.

Der Außenhandel präsentierte sich weiterhin außerordentlich dynamisch: Die zweistellige Wachstumsrate der Exporte (+ 14,2%) wurde jedoch durch den Anstieg der Importe noch übertroffen (+ 16,2%) und führte somit trotz der sehr hohen Zuwächse zu einem nahezu wachstumsneutralen Außenbeitrag im Vorjahresvergleich (+ 0,2%-Punkte).

In jeweiligen Preisen war im ersten Quartal 2006 das Bruttoinlandsprodukt um 3,2% und das Bruttonationaleinkommen um 3,0% höher als vor einem Jahr. Das Volkseinkommen nahm um 3,2% zu. Das Arbeitnehmerentgelt ging zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren nicht zurück, sondern stagnierte (+ 0,0%), während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen wiederum deutlich anstiegen (+ 9,2%). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich im ersten Quartal 2006 um 2,6%. Die Sparquote der privaten Haushalte ging auf dem gewohnt hohen Niveau des ersten Quartals leicht zurück (von 14,3% im ersten Quartal 2005 auf 14,1% im Berichtsquartal).

Quelle: Statistisches Bundesamt - Pressemitteilung Nr. 208 vom 23.05.06